Ohne Scheiß

Kategorien Ohne, veröffentlicht am Montag, 5. März 2018, letzte Änderung: Sonntag, 26. August 2018

Ein bisschen vulgär, aber ich dachte mir, dass die kleine, dazugehörige Anekdote ein schöner Einstieg in diese neue Kategorie ist. Und obwohl es ursprünglich nicht meine Wortwahl war, ist damit doch einfach und verständlich zusammengefasst, um was es geht.

Die Situation ist mir fest im Gedächtnis geblieben und tritt immer wieder in Erinnerung. Ich war 16, glaube ich, zumindest war es zur Zeit des Schülerpratikums und ich weiß nicht mehr, wann das war, möglicherweise in der zehnten Klasse. Ich verbrachte dieses in der IT-Abteilung (vielleicht hieß das zu der Zeit auch noch EDV) eines Aluminium verarbeitenden Betriebs und wurde durch die beiden dort tätigen Angestellten betreut und angelernt.

Ein Großteil der Aufgaben bestand darin die auch in der Produktion befindlichen Computer zu reinigen und zu reparieren. Es wurde noch viel selber gebastelt. Ausrangierte Geräte ausgeschlachtet und noch funktionstüchtige Bauteile aufbewahrt und bei Bedarf als Ersatz eingebaut.

Eines Tages half ich dabei einen Computer zu reparieren, dessen Netzteil nicht mehr funktionierte. Also das Teil, dass den Strom aus der Steckdose entgegen nimmt und im Computergehäuse über kleinere Kabel an die einzelnen Komponenten weitergibt. Wir bauten es aus und setzten ein anderes aus dem Bestand ein. Da es nicht vollständig baugleich war, passten die internen Kabel nicht genau. Zwar erreichten die Stecker ihre vorgesehenen Buchsen, aber ein Teil der Kabel war so kurz, dass sie geknickt an einer Kante entlang liefen. Die Funktion war trotzdem gegeben und mit verschraubtem Gehäuse wieder zurück auf irgendeinem Schreibtisch, würde es keinem auffallen und vermutlich auch kein Problem geben.

Doch der durchführende Mitarbeiter (ich weiß seinen Namen nicht mehr und habe auch kein Bild mehr vor Augen, das ich beschreiben könnte) meinte nach kurzer Betrachtung und Überlegung “Nee, das ist Scheiß und Scheiß machen wir nicht!”

Daraufhin hat er die Kabel durchgeschnitten und sauber eine Verlängerung dran gelötet, ordentlich neu isoliert und die Kabel anschließend mit ausreichend Spiel verlegt und angeschlossen. Es war ein Mehraufwand für eine Sache, die wahrscheinlich nie zum Tragen gekommen wäre.

Mich hat diese Einstellung geprägt und ich habe sie mir unbewusst zu eigen gemacht. Ohne aktiv drüber nachzudenken, kommt mir in vergleichbaren Momenten diese Situation und die Aussage in den Sinn. Ich sehe etwas oder noch eher, wenn ich selber etwas mache, umsetze oder anfertige, mit dem ich nicht wirklich zufrieden bin und keine große Lust verspüre nachzubessern oder es nochmal zu machen, dann gibt mir diese Prägung den Ansporn und oft auch die Motivation keinen Scheiß zu machen und direkt nachzubessern.

In der Regel kommt mir erst nach dem Selbstzweifel und der Entscheidung in den Sinn, woher ich diese Angewohnheit habe und ich schmunzle leicht und bin erfreut jeden Scheiß zu vermeiden, der mir bewusst ist.

Das vermeidet auch diese eine unangenehme Situation. Der Zufall will es so, dass meist die eine Aufgabe oder die eine Arbeit auffällt, bei der wir Scheiß gemacht haben und es dann schwer zu vermitteln ist, dass wir sonst ordentlich und anständig am Werk sind.

Also immer sauber bleiben! Schon fürs eigene Gewissen und Wohlbefinden.

Nachtrag: Eine weitere, witzige Variante dieser Haltung ist mir in Deutschland 2018 zwei Mal kurz hintereinander und unabhängig von einander begegnet. Einmal als Aussage und einmal auf einem T-Shirt: “Das kannste schon so machen, ist dann aber Kacke!”

Ein Gedanke zu „Ohne Scheiß“

  1. Ohne Scheiß! Genauso stimmt´s. Ich glaube, wir sind von unseren Eltern so konditioniert worden. Und was Mann selbst verinnerlicht hat, dass gibt man dann als Vater natürlich auch an seine Kinder weiter. Vielleicht war es damals nicht “ohne Scheiß”, nannte sich anders – doch bleibt der Sinn dahinter: eine Arbeit (egal, ob sie für einen selbst oder für jemandem anderen gemacht wird) muss ordentlich erledigt werden. Die Tatsache, dass man zunächst keine Lust, keinen Bock oder simple, gerade keinen Antrieb zur Umsetzung, Erledigung, Bewältigung, etc. hat, wird durch das “bewegte Gewissen” oder anders “das lebhafte Unterbewußtsein” gedreht. So erledigen wir dann doch unsere kleinen und großen Herausforderungen – ohne Scheiß – ordentlich!

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