Maulbeere

Kategorien Früchte, veröffentlicht am Sonntag, 8. Juli 2018, letzte Änderung: Sonntag, 8. Juli 2018
Ast mit Maulbeeren

Mein Freund der Baum. Bei der Selbstbeobachtung habe ich festgestellt, dass ich den Maulbeerbaum als einzigen und recht schnell als meinen Freund bezeichnet habe. Und anfangs völlig unbewusst. Nicht den Maulbeerbaum im Allgemeinen, sondern jeden von zwei voneinander unabhängige Exemplaren. Inzwischen nenne ich sie auch bewusst so.

Maulbeeren habe ich zuerst in getrockneter Form kennengelernt. In Deutschland gibt es sie abgepackt in orientalischen Supermärkten zu kaufen. Sie werden dort in kleinen Plastiktüten oder –dosen angeboten und präsentieren sich als hell bis dunkelbraune, kleine, süße Früchte. In dem Zustand optisch vielleicht mit so etwas zu vergleichen, dass sich im Handel als Crunch etabliert hat. Also kleine nussige Klümpchen in Süßspeisen, Müslis, Joghurts etc. Nur, dass Maulbeeren eben Früchte und keine Nüsse sind, etwas weicher.

Optisch sind sie den Brombeeren ähnlich und in manchen Sprachen ist es auch das gleiche Wort. Zwar sind sie geschmacklich und botanisch verwandt, aber nicht so nah. Es sind auch für mich unterschiedliche Früchte, die sich nicht zu vergleichen lohnen.

Domain Maman Terre

Baum in DMT 2018
Mein Baumfreund in den Pyrenäen.
Meine erste Begegnung war in den Pyrenäen. Die Überraschung umso größer, da ich aufgrund des Erstkontakt in orientalischem Zusammenhang eine rein tropische Frucht angenommen hatte.

Auf dem Gelände steht ein großer Baum, der während meiner Anwesenheit immer unzählige, reife Früchte bildet. Eine rosa Variante. Sie beginnen grün, werden dann weiß und letztendlich rosa, was sich nochmals von hell bis dunkel abstuft. Je reifer die Früchte, je leichter lässt der Baum sie los und es braucht nur wenig Bewegung in den Ästen, damit sie herunterfallen. Meistens begnüge ich mich mit der täglichen Menge an Fallobst und suche dazu als Mittagsmahl hockend einmal den gesamten Boden unter dem Baum ab.

Flores de Vida

Auch in Flores de Vida gab es bereits bei meinem ersten Erscheinen dort einen kleinen Maulbeerbaum mit rosa Früchten. Und obwohl dieser wächst und wächst, ist die Zahl der Früchte, die ich davon jedes Mal esse, gen Null gegangen. Die Vögel bedienen sich an ihnen bevor sie reif sind.

Seit 2018 haben sich aber zwei, drei Bäume soweit entwickelt, dass sie für ein paar Tage einige Handvoll abgeben. Es sind jedoch dunkle Früchte, die erst rot sind und dann schwarz werden. Genauso köstlich, jedoch stark färbend.

Baum in FdV 2018
Erstmalig trägt dieser Baum 2018 Früchte.
Baum in FdV 2018
Er sieht etwas kahl und spärlich aus.
Baum in FdV 2018
Doch es kommt bereits jetzt einiges an Früchten zusammen.
Maulbeeren am Baum
Und kurz nachdem sie sich schwarz gefärbt haben, fallen sie herab.

Den Baum, den ich aber dort meinen Freund nenne, steht an anderer Stelle. Auf dem Anwesen einer Bekannten nicht weit entfernt von Flores de Vida, die inzwischen aber meist in Barcelona arbeitet und deshalb auch dort wohnt. Währenddessen hütet ein befreundetes spanisches Pärchen ihr Haus und ihren Hof.

Vor diesem Haus steht ein riesiger Maulbeerbaum, der während seiner Saison die Fülle und den Überfluss repräsentiert. Wir fahren manchmal vorbei, wenn wir Kirschen ernten. Leider ist außer mir keiner so angetan von diesen Früchten, dass jeder Abstecher als lohnend betrachtet wird. Auch die Bewohner selber sind mit der Menge überfordert, weshalb überhaupt die Möglichkeit besteht sich dort ohne Bescheidenheit zu bedienen.

Schwarze Maulbeeren
Gut erhaltene Früchte, die den Ortswechsel überstanden haben.
Nachteil ist die Empfindlichkeit dieser Früchte. Jede Berührung und Druck reduziert die Haltbarkeit, Außerdem reifen sie schnell. Selbst, wenn wir nicht nur direkt dort essen, sondern auch Maulbeeren mitnehmen, bleibt nur der schnelle Verzehr oder das Trocknen.

Jedenfalls ist der Boden dort voll mit den Früchten und genauso der Baum selber. Und während des Aufsammelns regnet es immer wieder neue Früchte nach. Selten pflücke ich Früchte. Meist komme ich schon mit dem Fallobst nicht nach. Und während ich mir Stück für Stück den Weg frei esse, um möglichst wenig Früchte zu zertrampeln und an möglichst viele Früchte zu gelangen, färben sich meine Fußsohlen und Hände dunkelrot.

Dreck essen

Fallobst
Die Suche nach den Leckereien im Gras.
In beiden Fällen esse ich die kleinen Früchte direkt vom Boden, wo sie mal auf Blättern oder Gräsern liegen, mal auf Steinen, aber auch auf offener Erde. Mal krabbeln noch ein paar Ameisen drauf herum, mal sind sie unversehrt, mal schon beschädigt, so dass an ihnen das kleben bleibt, was wir Dreck nennen. Die Tierchen, die nicht schon beim Aufsammeln hinab fallen, puste ich hinunter. Und mit einfachem Pusten begnüge ich mich auch zur restlichen Reinigung jeder Frucht. Ich esse die meisten Maulbeeren also in einem Zustand, in dem es auch mal ein bisschen zwischen den Zähnen Knirschen kann. Solange ich dabei den erwarteten Geschmack vernehme, kümmert es mich nicht.

Dreckige Maulbeeren
Ein handvoll naturbelassener Maulbeeren.
“Dreck reinigt den Magen” heißt es ja so schön, aber das ist nicht wirklich meine Motivation. Auch Überlegungen wie eine mit dieser Essweise einhergehende Versorgung mit Bodenmineralien und eventuell Vitamin B12, sind für mich zweitrangig. Ich habe einfach keinen Ekel und sehe kein Problem darin geringen Mengen Erdboden mitzuessen. Es wäre mir zu umständlich nur die einwandfreien Früchte heraus zu suchen oder sie zu waschen.

Aufgrund derselben Bequemlichkeit esse ich auch die kleinen Stiele mit. Manchmal, wenn sich beim Kauen ein auffällig harter bemerkbar macht, spucke ich ihn aus, aber die meisten wandern durch meinen Verdauungstrakt.

Kein Futterneid

Rosa Maulbeeren
Einfach köstlich!
Wie schon erwähnt bin ich mit meiner intensiven Leidenschaft für diese Frucht bislang allein und aufgrund der vorhandenen Menge auch immer noch am essen, wenn alle anderen schon befriedigt sind. Ich kann nur schwer stoppen und nehme keine Sättigung und kein sonstiges Körpersignal zum Aufhören wahr. Ich male mir immer aus, dass sie durch meinen Magen wandern, bevor er voll ist, da ich durch das gemächliche Aufsammeln der kleine Früchte zwar kontinuierlich, aber kleine Mengen langsam zu mir nehme.

Andernorts

Ich weiß, dass es auch auf der Finca Tierra und den Fincas in Andalusien Maulbeerbäume gibt, aber zu deren Saison bin ich nicht dort. Es entgeht mir in dem Sinne zwar nichts, aber interessant wäre das Kennenlernen dennoch, da es sich um andere Sorten handeln soll. Solche, die stärker an Brombeeren erinnern, da sie deutlich größere, dickere, saftigere Früchte hervor bringen.

Meine Interaktion mit diesen Früchten ist bislang jedenfalls kurz und heftig und ich begrüße die Bäume jedes Mal mit Freude und verabschiede mich dankbar von ihnen.

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