Canistel

Kategorien Früchte, veröffentlicht am Sonntag, 8. April 2018, letzte Änderung: Montag, 9. April 2018
Canistels am Baum

Von den Früchten, die ich regelmäßig esse, ist diese mit Sicherheit die ungewöhnlichste und unbekannteste. Das zeigt sich auch schon bei der Identifizierung und Benennung. In der Wikipedia wird sie unter dem wissenschaftlichen Namen geführt: Pouteria campechiana.

Bei Interesse und entsprechenden Sprachkenntnissen lohnt sich auch die Sichtung der englisch- und spanischsprachigen Wikipediaeinträge. Eine kurze Beschreibung bietet auch diese Seite, wo sie Sapote Amarillo, also gelbe Sapote genannt wird.

Canistel-Baum
Canistel-Baum
Unter diesem Namen habe ich sie auch kennengelernt, damals im Tropenfruchtversand und nur selten gegessen. Auf der Finca Tierra ist sie mir dann 2014 erstmals wieder begegnet, wenn auch in anderer Form. Hier wusste allerdings keiner so recht, um was es sich handelt, auch wenn sie gerne gegessen wurde. Der einzige Baum trug nur wenig Früchte und auch hier sprach man von Eierfrucht, weil die Konsistenz des Fruchtfleisches an hart gekochtes Eigelb erinnert.

Das ist aber auch schon die einzige Ähnlichkeit. Es ist eine süße, mächtige, trockene Frucht. Sie kann unangenehm im Mund sein, wenn sie nicht ganz reif ist. Dann werden die Tannine bemerkbar. Gerbstoffe, die auch von Kakis bekannt sind, und ein eigenartiges Gefühl im Mundraum verursachen. Reif ist sie süß und weich und …lecker. Sie schmeckt nach Canistel.

Ich finde es immer merkwürdig den Geschmack von Früchten zu beschreiben, vor allem wenn es unbekannte, exotische sind. Ich verstehe natürlich die Absicht und das Bedürfnis dahinter und den Kunstgriff nach bekannten Speisen zum Vergleich zu suchen, aber unterm Strich wenig hilfreich. Wie würde der Geschmack von Apfel jemandem beschrieben werden, der noch nie einen gegessen hat?

Nachdem ich also auf der Finca Tierra mein klägliches Wissen zur Sapote Amarillo verbreitet hatte, stieß ich auf dem Markt in Teneriffas Hauptstadt auf eine Frucht, die als Canistel verkauft wurde. Das Fruchtfleisch und der Geschmack stimmten überein, aber die Form und die Schale waren anders. Jedenfalls gibt es auf Teneriffa und inzwischen weiß ich es auch von La Palma, einige Fincas, die die Frucht zum lokalen Verkauf anbauen. Sie lassen sich schlecht lagern und sind ungeeignet für den Transport.

Canistels
Die Früchte: unreife und reife, angefressene und aufgeschnittene. Sowie zwei Kerne.
Interessant ist jedenfalls, das auch die oben verlinkten Artikel und darin befindlichen Bilder unterschiedlichste Schalenfarben sowie Formen der Frucht und ihrer Samen sowie deren Anzahl offenbaren. Alle meine Recherchen führen zur selben wissenschaftlichen Bezeichnung und meine Erfahrung bestätigt auch ziemliche Ähnlichkeit in Konsistenz und Geschmack und doch unterscheiden sich Sapote Amarillo, Canistel und die Variante, die es auf der Finca Tierra gibt in bestimmten Merkmalen deutlich von einander. Die Schale der Früchte hier ist grün und wird auch beim nicht immer und nicht unbedingt vollständig gelb. Außerdem sind sie ziemlich gleichmäßig rund.

In der Saison 2017/2018 trug der Baum der Finca jedenfalls erstmals eine beachtliche Menge an Früchten, so dass wir alle über die Zeit mehrere davon essen konnten. Manche sind am Baum gereift, manche vom Wind heruntergefallen und gut nachgereift. Sie haben jeweils einen Kern, der an eine Kastanie erinnert, und fast jeden davon habe ich mit Erde in einen Blumentopf gesteckt. Manche haben zumindest schon Füßchen gebildet.

Junger Baum
Anfang 2018 gepflanzter, einjähriger Baum.
Drei Bäumchen, die aus der letzten Saison hervor gegangen sind, habe ich diesen Winter an unterschiedlichen Stellen auf der Finca eingepflanzt und bin gespannt wie sie sich entwickeln werden. Hoffentlich brauchen sie nicht auch ca. zehn Jahre bis zum anständigen Ertrag.

Nat’ in Flores de Vida ist ebenfalls begeistert von dieser Frucht und ich versuche ihm jedes Mal, wenn ich von den Kanaren zu ihm reise, ein paar Früchte mitzubringen. Ich meine er hat auch schon Kerne zum Keimen gebracht, aber ob die Bäume dort überleben, geschweige den Früchte ausbilden, bleibt abzuwarten.

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