Mit Egoismus

Kategorien Mit, veröffentlicht am Sonntag, 11. März 2018, letzte Änderung: Sonntag, 8. April 2018

Für den Anfang habe ich mich für diese Eigenschaft entschieden, weil ich ihr einen gewissen Überraschungseffekt unterstelle. Also der Tatsache, dass ich mich als egoistisch bezeichne. Vielleicht löst sich das dadurch auf, dass sich eine allgemein gültige Definition nicht mit meiner Auslegung deckt, die ich im Folgenden schildern werde. Es mag auch sein, dass ich anderen den Boden wegziehen will, die sich in gewohnt negativer Sicht als egoistisch bezeichnen, um unliebsames Verhalten ihrerseits zu rechtfertigen oder zu begründen.

Was sind die ersten Gedanken zu Egoismus? Nur an sich selber denken. Auf den eigenen Vorteil bedacht. Aber auch ohne Rücksicht auf Verluste bzw. andere? Ich finde hier hört die Eindeutigkeit schon auf, denn es spielt eine Rolle, wie weit ich den Kreis ziehe, der zu meinem Wohlbefinden beitragen soll. Wie weit ich denke, wenn es um meinen Vorteil geht.

Denn mein Wohlbefinden wächst mit der Anzahl an zufriedenen, glücklichen und freundlichen Menschen um mich herum. Mit der Anzahl an möglichen Plätzen, die ich aufsuchen kann, mit der Anzahl an schönen, sauberen, friedlichen Orten. Je mehr um mich herum in Ordnung ist, umso besser stehe ich selber da.

Mein Egoismus führt also dazu, dass ich immer und überall dazu beitrage, dass diese Welt, meine Welt, eine bessere wird. Je mehr Menschen mich mögen und mir wohlgesonnen sind, umso sicherer fühle ich mich, umso leichter fällt mir das Leben.

Das ist nicht so zu verstehen, dass ich allen alles recht mache und mich selber zurücknehme, sondern folgt eher dem kategorischen Imperativ. Diesen weisen Worten Immanuel Kants, der forderte stets nur nach solchen persönlichen Lebensregel zu handeln, von denen du willst, dass sie allgemeines Gesetz werden. Das geht über das schnöde “Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu” hinaus. Es geht eben auch darum zu tun. Alle Handlungen und Unterlassungen danach auszurichten, das sie nach bestem Wissen und Gewissen dazu führen, dass es uns allen besser geht, wenn jeder so handeln würde. Also auch mir selber.

Es ist nichts damit gewonnen sich mit seinem Verhalten nach dem der anderen zu richten. Nach dem Motto “Wenn mir einer blöd kommt, dann bin ich auch unverschämt.” oder “Wenn einer keine Rücksicht auf mich nimmt, wieso soll ich dann Acht geben.” Ich richte mich lieber nach dem fragenden Zitat “Warum sind nicht mehr Menschen aus Trotz gut?”. Und wenn ich schon merke, dass mich jemand, meist emotional, dazu bringen kann, dass ich auf bestimmte Weise reagiere, warum diesen Effekt nicht umgekehrt und in meinem Sinne nutzen? Warum soll ich mich anpassen und dem Weg des anderen folgen, obwohl mir dieser nicht gefällt. Da drehe ich den Spieß lieber um, bleibe auf meinem Weg und bei meiner Überzeugung und nötige den anderen, damit klar zu kommen.

Oder um ein anderes Bild zu bemühen. Wir müssen nicht nach den Regeln anderer spielen, wenn uns das Spiel überhaupt nicht gefällt. Und es sind meist Spiele. Sie locken mit Gewinnen, aber fordern eben auch bestimmte Regeln einzuhalten. Und es besteht die Chance zu verlieren, etwas zu verlieren. Wir können wortlos unser eigenes Spielbrett drüber legen und die Mitspieler mit unseren Regeln konfrontieren. Wenn uns das zu selten gelingt, dann hilft es vielleicht sich die Frage zu stellen, warum wir so leicht, schnell und möglicherweise auch gerne an den fiesen Spielen anderer teilnehmen.

Ich bin da egoistischer.

Nachtrag, der sich auf die übliche Definition von Egoismus bezieht und Forschungserkenntnisse zur Auswirkung von Kooperation und Rivalität in Gesellschaften darlegt.

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