Meine Unterkunft auf der Finca Tierra

Kategorien Behausung, veröffentlicht am Mittwoch, 25. April 2018, letzte Änderung: Mittwoch, 25. April 2018
Meine aktuelle Unterkunft

Bevor ich hier Zelte abbreche – wobei das eher der Wind macht – noch einen Einblick in meine Unterkunft. Tatsächlich ist es ein Zelt, aber ein größeres, aus Baumwolle und fest installiert. Und neben der einfachen Beschreibung gibt es noch einen aktuellen Erlebnisbericht inklusive.

Allgemeines

Neben dem zentralen Lehmdom, der als dauerhafter Wohnraum für Maïne dient, stehen sechs weitere Unterbringungsmöglichkeiten an unterschiedlichen Orten auf dem Gelände zur Verfügung: Ein Wohnwagen, zwei Zelthäuschen aus Lehmziegeln und Holz, sowie drei Rundzelte aus Baumwolle. Alle diese Behausungen werden je nach Gegebenheit genutzt, sind aber auch bestimmten wiederkehrenden Personen zugeordnet, je nach deren Vorlieben. Während die Zelte vorrangig für arbeitende Gäste genutzt werden, stehen die drei festeren Behausungen zahlenden Gästen und Freunden zur Verfügung. Somit habe auch ich in einem Zelt begonnen.

Ausstattung

Die Rundzelte kommen aus Deutschland und sind für größere Zeltlager gedacht. Sie sind nicht direkt verschließbar, sondern haben am Eingang ein System aus Schlaufen und Ösen. Im mittleren Teil haben sie Standhöhe.

Zwei der Zelte befinden sich im unteren und hinteren Bereich der Finca – wobei das immer eine Frage des Standpunktes ist – und haben sowohl elektrisches Licht als auch eine Steckdose. Das dritte ist erst vor wenigen Jahren hinzu gekommen und steht an anderer Stelle und ohne Stromanschluss.

Das linke Bett
Das linke Bett
Blick ins vordere Zelt
Blick ins vordere Zelt mit dem ehemalige Bäumchen als Mittelpfosten mit Kleiderstangen
Das rechte Bett
Das rechte Bett
Blick ins dritte Zelt
Das dritte Zelt mit großer Matratze.

Die Zelte sind nicht standardkonform aufgebaut. Auf der Finca sind sie jeweils über eine eigens konstruierte Holzplattform gespannt, die Abstand zum Boden und einen trockenen, festen und ebenen Untergrund bieten. Auf diesen Plattformen stehen gewöhnliche Betten. In zwei Zelten jeweils zwei Einzelbetten und im dritten ein Doppelbett. Jeweils mit Lattenrost und normalen Matratzen. Anstatt des mitgelieferten Zentralgestänges werden sie von angepassten Baumstämmen getragen.

Nachteil dieser Abwandlung ist, dass dadurch das Eingangsgestänge abweichend platziert ist. Durch diese Änderungen ergeben sich andere Reibungsflächen und Kontaktpunkte, die zu Beschädigungen führen können.

Wettereinfluss

Für die hiesige Dauernutzung sind sie nicht ausgelegt, was dazu führt, dass sie keine lange Lebenszeit haben. Das Klima verursacht mit der Zeit Stockflecken an der Außenseite, die allerdings nur ein optisches Problem sind. Die Zelte selber halten auch starkem Regen stand. Anhaltendes Unwetter sorgt insofern für Probleme, dass wir keine angemessene Verankerung für die Heringe haben. Es gibt nicht genügend stabile Bäume ringsum zum Festbinden. Es kann vorkommen, dass Dauerregen den Boden soweit aufweicht, dass der begleitende Sturm durch das Zerren an den Zeltwänden die Heringe herauszieht. Wind kann durch den Eingang, sowie von unten hinein blasen und den Eindruck eines atmenden Zeltes vermitteln. Besonders, wenn es starke Böen gibt.

Die Zelte sind nicht isoliert. An sonnigen Tagen ist es je nach Sonnenstand also innen heiß und bei niedrigen Außentemperaturen natürlich kalt. Morgens ist dann auch schon mal die Decke oben nass vom Tau. Die beiden alten Zeltstandorte sind allerdings auch in der kältesten Zone der Finca. Es gibt hier ein interessantes Mikroklima mit dem Effekt, dass zumindest die gefühlte Temperatur sich an manchen Stellen auf wenigen Metern um 5° C unterscheidet, wenn nicht sogar mehr.

Sturmschaden

Bei einem der letzten Unwetter hat der Wind die gelöste Wand des Zeltes, das ich nutze, gegen die Aststümpfe des Mittelpfostens geschlagen und sie somit aufgerissen. (Diese Stümpfe dienen als Kleiderstangen.)

Glücklicherweise ist das tagsüber passiert und mir recht bald aufgefallen, so dass ich reagieren konnte, bevor meine Sachen durchnässt worden wären. Nur das Bett hatte bereits Wasser abbekommen.

Ich bin in einer Regenpause mit all meinem Hab und Gut in das dahinter befindliche Zelt umgezogen, das frei war. Ungeschickterweise hatte ich im dann leer geräumten Zelt die unter dem Loch befindliche Matratze auf das zweite Bett geräumt und das Bettgestell auf seine lange Seite gekippt und ganz an den Mittelpfosten geschoben. Meine Überlegung war, dass dort wenig Regen durch das entstandene Loch eindringt und die leichte Erhöhung ermöglicht das nass gewordene Bettzeug zum Trocknen drüber zu hängen.

Bettgestell vs. Zeltwand
Keine gute Idee!
Ich hatte die Zeltwand neu gespannt, indem ich die Heringe an anderer Stelle vorerst ausreichend fest versenken konnte. Zwar war meine Hoffnung, dass es für den Rest der Unwetterzeit halten würde nicht allzu groß, aber was mir nicht in den Sinn kam war, dass der Wind im Anschluss die Zeltwand heftig gegen die kantigen Füße des Bettes schlug und somit zwei weitere Löcher riss.

Zelt mit Kappe
Die zusätzliche Kappe, um das Loch zu überdecken
Inzwischen sind diese beiden Risse genäht worden. Dazu schieben sich zwei Personen im Wechsel eine geeignete Nadel mit geeignetem Faden hin und her. Eine steht außen, eine innen. So mussten wir nicht das ganze Zelt abbauen. Für das obere Loch, das auf diese Weise schwer zu erreichen ist, wurde eine Kappe aus dem gleichen Stoff genäht, übergestülpt und festgebunden. Damit ist das Zelt vor allem über die bevorstehenden Sommermonate nutzbar. Für den Winter steht eine Neuanschaffung an.

Mein Alltag

Nun aber zu meinem täglichen Umgang mit dieser Unterkunft. Ich komme grundsätzlich gut mit diesen Zelten zurecht. Seit meinem ersten Aufenthalt auf der Finca Tierra habe ich auch jeden weiteren in dem vorderen Zelt verbracht, das inzwischen als mein Zelt bezeichnet wird.

An der Stelle sei angemerkt, dass ich bewusst versuche solche Besitzbezeichnungen zu vermeiden. Entweder spreche ich vom vorderen Zelt oder dem Zelt, das ich nutze. Was hinter diesem umständlichen Prinzip steckt, wird ein anderes Mal, an anderer Stelle geklärt.

Ich nutze das Zelt in der Regel nur als Schlafplatz und Aufbewahrungsort. In einem Bett liege ich, auf dem anderen mein ganzes Zeug. Ich verbringe die Tage ansonsten draußen und abends im Küchenhäuschen. Selten kommt es vor, dass mir dort zu viel Betrieb ist und ich mich deswegen ins Zelt zurückziehe. Da ich über die Stromleitung dort auch einen Internetzugang habe, nutze ich diesen meist morgens aus dem Bett heraus. Mein Netbook stelle ich dazu einfach auf einen umgedrehten Karton ans Kopfende des Betts. Die Zeit zwischen meinem Aufwachen und dem Moment, in dem es draußen warm genug zum Aufstehen ist, verbringe ich oft mit dem Schreiben von Mails oder Texten wie diesen. Hin und wieder auch abends. Auch zum videotelefonieren gehe ich meist ins Zelt.

Während der Wintermonate, wenn die Nächte länger und kälter sind – bis auf 5° C fallen, reduziert sich die Zeit, die ich aus dem Bett heraus mein Netbook nutze. Ich tippe nicht so schnell, dass es dem Frieren der Finger entgegenwirkt. Mit dicker Bettdecke, Wolldecke oben drüber und entsprechender Kleidung verbringe ich aber angenehme Nächte. Ich trage dann neben meinem dünnen, kurzärmeligen Schlafanzug noch eine einfache Baumwolljogginghose und ein Sweatshirt. Wichtiger aber noch eine Wollmütze und in ganz kalten Nächten auch Wollhandschuhe. Kopf und Hände sind die Körperteile, die am ehesten unter der Decke hervor ragen. Die Decken sind groß genug, dass ich sie am Fußende und seitlich unter die Matratze klemme, so dass ich Bewegungsfreiheit habe, aber dennoch kein Fuß ins Freie kommt. Selten nutze ich auch eine Wärmflasche, die mir vor allem dazu dient das kalte Bett vorzuwärmen.

Das Bett als Kleiderschrank
Das zweite Bett als Ablageort für meine Kleidung und sonstiges Zeug.
Mein Schlafplatz
Meine Winternachtausstattung und mein Computerplatz
Bett mit Woll- und Hundedecke
Auf der Wolldecke liegt noch die Tagesdecke für die Hündin.

Gelebte Offenheit

Wie erwähnt gibt es keine Tür oder an sich verschließbaren Eingang. Das Zelt ist immer ein Spalt offen. Bei Wind ziehe ich die Schlaufen durch die Ösen, damit es nicht so laut flattert. Tagsüber klappe ich den Eingang ganz auf. Im Prinzip kann also jeder jederzeit herein schauen und hinein gehen.

Bis auf Tiere macht das aber normalerweise keiner. Nachts kommt irgendwann die Hündin herein gehopst, ignoriert ihr Körbchen und legt sich dann aufs Bett ans Fußende, wenn gerade kein anderer anwesend ist, bei dem sie lieber schläft. Ansonsten findet sich natürlich alles, was so kreucht und fleucht. Vorneweg Spinnen, die auch mal in Bett und Kleidung Unterschlupf suchen, aber keinerlei Gefahr darstellen und mich auch nicht kümmern. Ich schüttle die Sachen zwar gewohnheitsmäßig aus und scheuche sie gegebenenfalls aus dem Bett, aber ansonsten führen wir ein friedliches Miteinander. Mücken gibt es erfreulicherweise nicht oder zumindest nicht in relevantem Maße, dass sie mir auffallen und mich stören würden. Ein paar Falter schauen vorbei, wenn ich im Dunkeln noch Licht anhabe und bei feuchtem Wetter krabbeln auch mal Schnecken und vermehrt die hier typischen kleinen, schwarzen Hundertfüßler herum.

Bequeme Einfachheit

Das mag ungemütlich klingen, aber tatsächlich komme ich damit gut zu recht. Zwar habe ich auch schon mal eine Zeit in einem der Zelthäuschen gewohnt, wenn diese frei waren, aber zunehmend, so wie jetzt, bleibe ich im Zelt. Wichtig ist für mich, dass mein Schlafplatz trocken und mein Körper warm ist. Den Kopf habe ich gerne in kühler Luft.

Jede andere Behausung hier auf der Finca birgt das Risiko, dass ich sie doch wieder wechseln müsste. Nicht unbedingt, weil ich dazu gezwungen würde, sondern weil ich es von mir aus problemlos machen würde, wenn sich jemand ankündigt, der in dieser Angelegenheit nicht so robust und flexibel ist. Und die Belegung der Finca kann sich oft und spontan ändern.

So ist es mir am einfachsten und bequemsten direkt im Zelt zu bleiben und zu wissen, dass sich nicht die Verlegenheit ergeben wird dieses zu tauschen, da es schon das unterste Unterbringungsniveau ist. Es ist außerdem leicht zu reinigen und hat keine Pflegeanforderung. Und gerade in Situationen, wie der oben beschriebenen Unwetterlage, ist es mir lieber dann in meinem Ermessen dafür zu sorgen wie ich damit klar komme als dann auch noch schnell reagieren zu wollen, um jemand anderen in der Lage zu helfen. Würde natürlich auch nichts ändern, wenn alle Zelte belegt sind, aber meist ist während meiner Anwesenheit eben auch nur ein Zelt durch mich belegt.

Derzeit gibt es keine Veranstaltungen wie bspw. Seminare auf der Finca, die dazu führen, dass jedes verfügbar Bett auch belegt ist. Es ergab sich auch schon mal, dass ich das Zelt für eine Woche mit einem Seminarteilnehmer geteilt habe.

Damit hat dieser Artikel auch einen Anknüpfungspunkt an meine Ohne-Kategorie. Mein Minimum ist mein Schlafsack in (m)einem Campingzelt. Ein richtiges Bett in einem großen Zelt ist somit schon eine deutliche Komfortsteigerung. Ich erfahre keinen Mangel und schlafe darin prächtig.

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