Sans courage

Catégories Sans, publié le dimanche, 15. avril 2018, modifié: mardi, 17. avril 2018

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Obwohl Mut eine der Eigenschaften ist, die mir am häufigsten zugesprochen wird, wenn jemand von meinem Lebensstil erfährt, fühle ich mich nicht mutig. Weder speziell dabei so zu leben, wie ich lebe, noch finde ich sonst etwas, bei dem ich Mut benötige bzw. aufbringe. Mut braucht es immer dann, wenn wir uns nicht trauen, weil wir Angst haben oder ein hohes Risiko bzw. Gefahr sehen. Und diese Einschätzungen sind individuell unterschiedlich.

Ich musste mich nicht dazu überwinden die gewohnten Verhältnissen zu verlassen und ins Ungewisse zu starten. Es war für mich an der Zeit. Es war das Richtige und Notwendige und es hat mich in diese Richtung gezogen. Die Idee war schon deutlich länger in meinem Leben, aber ich traute mich früher nicht sie umzusetzen.

Alles eine Frage des Standpunktes

Kein Einkommen zu haben, über keine finanzielle Absicherung und keine Versicherungen zu verfügen, per Anhalter zu reisen, barfuß zu laufen usw. Mit Sicherheit werde ich die Details dazu im Einzelnen noch darlegen, aber es sind alles Dinge, die ich nüchtern und überlegt betrachte nicht (mehr) als bedrohlich einstufe und somit auch nicht trotz Bedenken umsetze.

Ich könnte den Spieß umdrehen und es mutig finden sein Leben darauf auszurichten es sich später einmal gut gehen zu lassen. Die Tage damit zu füllen Geld zu verdienen, um sich irgendwann in ferner Zukunft darauf ausruhen zu können. Aber Gesellschaftskritik ist jetzt nicht an der Reihe. Außerdem passt Mut für mich an der Stelle nicht wirklich. Da wirken andere Faktoren stärker.

Es geht mir jedenfalls darum, dass meiner Beobachtung und Interpretation nach das Zusprechen von Mut viel mehr über die aussprechende Person aussagt als über die bewunderte. Mut wird an den eigenen Vorstellungen, Werten und Ängsten bemessen. Wer meine Lebensweise mutig findet, hat selber Angst davor so zu leben, übersieht aber, dass es noch einen entscheidenden Schritt dazwischen gibt. Denn viel mehr als der Mut so zu leben, fehlt der Wille und die Bereitschaft dazu. Und wenn diese da wären, dann braucht es wiederum keinen Mut; zumindest deutlich weniger davon als erwartet.

Ich repräsentiere in der Hinsicht also nicht Mut, sondern dem nachzugehen, was sich für einen selber stimmig, richtig und unausweichlich anfühlt. Darauf ließe sich zwar erwidern, dass auch dazu Mut notwendig sei, aber da wäre meine Einspruch, dass Bequemlichkeit eine größere Triebkraft ist. Auch die wird zu späterem Zeitpunkt noch zu erörtern sein.

Mutproben

Zentrale Kiefer
Die doppelstämmige Kiefer, die ziemlich zentral auf der Finca in den Himmel ragt.

Seitdem ich entschieden hatte, dass dies hier mein nächster Artikel werden würde, habe ich versucht etwas zu finden, wobei ich Mut aufbringen müsste. Dabei fiel mir die hohe, zentrale Kiefer auf, die hier auf der Finca steht. Sie gabelt sich recht früh in zwei dicke Hauptstämme und gibt vermutlich einen großartigen Blick auf das Anwesen und darüber hinaus. Häufiger kam mir schon die Idee einmal hinauf zu klettern, warum ich es aber bislang nicht tat, habe ich nicht hinterfragt. Fehlte mir der Mut?

Um das herauszufinden, hatte ich mich kürzlich entschlossen das alte Vorhaben endlich umzusetzen. Die Kiefer ist sehr kräftig und hat schon diverse Stürme unbeschadet überstanden. Ich sah also keine Gefahr in ihrer Stabilität. Auch an meinen Fähigkeiten zweifelte ich nicht. Ich würde konzentriert und überlegt von Ast zu Ast steigen und immer darauf achten guten Halt zu haben.

Und so startete ich auch. Jedoch stellte ich recht bald fest, dass ich die Dimensionen falsch eingeschätzt hatte. Der Baum hat zwar viele, kräftige Äste, aber sie sind zumindest im unteren Teil einfach doch zu weit auseinander. Mir wäre es vielleicht gelungen mich mit etwas mehr Anstrengung und Engagement hoch zu ziehen, aber das Herunterkommen erschien mir deutlich schwieriger, wenn nicht sogar gefährlich.

Es gab für mich keinen ausreichenden Anreiz das Experiment fortzusetzen. Aber es waren nicht Angst oder fehlender Mut, die ich empfand. Mich hielt einfach die Unsinnigkeit davon ab.

Als Ersatzhandlung erklomm ich dann immerhin den Baum nebenan, der wesentlich kleiner ist, aber zumindest zuließ, dass ich bis in die Krone kam, wo mich das dichte Geäst daran hinderte weiter zu klettern. Ich war natürlich ohne Schuhe und Handschuhe unterwegs, hatte aber auch kein Shirt an. Die Aussicht war in Ordnung, aber ein Rundumblick nicht möglich.

Blick in die Ferne über den Carport
Ein Blick Richtung Südost über den Carport hinweg.
Das Seminarhaus von oben
Das Seminarhaus und der dazugehörige Außenbereich von oben

Beim Filmen und Fotografieren haute ich mir dann einen Ast ins Auge, was glücklicherweise ohne Folgen blieb, aber mir wieder klar machte wie schnell die Aufmerksamkeit auf das Wesentlich verloren gehen kann.

Ein paar Tage später sah ich mich in einer anderen Situation, in der mir die Frage nach Mut in den Sinn kam.

Zu meinen Gewohnheiten, Herangehensweisen – ich weiß nicht genau wie ich es nennen soll – gehört jedenfalls das Ausschauhalten nach Dingen, die andere offenbar nicht (mehr) haben wollen und mir von nutzen sein können. Im häufigsten und auch diesem konkreten Falle geht es um Früchte.

Viele Fruchtbäume werden nicht beerntet oder das Fallobst liegen gelassen. In der Regel bemühe ich mich darum die Besitzer ausfindig zu machen und Erlaubnis einzuholen. Aber es gibt auch oft die Situation, in der mir der Kontakt nicht gelingt und ich durch anhaltende Beobachtung zum Schluss komme, dass die Früchte nicht geerntet oder aufgesammelt werden. Ich erteile mir dann die Erlaubnis für Phase zwei und führe die Objekte meiner Begierde ihrer eigentlichen Bestimmung zu.

So bediene ich mich also an fremdem Eigentum und betrete dazu auch fremde Grundstücke. Selten übersteige ich dazu auch baulich Hindernisse. Wieder ein Thema, dass eine gesonderte Betrachtung verdient. Hier soll es weiterhin um Mut gehen.

Zwar achte ich darauf nicht gesehen zu werden, je eindeutiger mein Brechen der Konventionen ist, und umso schneller versuche ich es auch hinter mich zu bringen, aber was soll schlimmstenfalls passieren? Ein hitziger Streit mit einem verärgerten Besitzer? Polizei? Meine Erfahrungen sind harmloser und meine Befürchtungen gering. Auch hier empfinde ich nicht, dass mich erst das Aufbringen von Mut zur Tat befähigt, sondern das Frohlocken nach reichlich, leckeren Früchten.

Naivität

Auch in meiner Kindheit und Jugend finde ich wenig Aktionen, die ich mit Mut in Verbindung bringe. Vieles habe ich eher aus Naivität und Gedankenlosigkeit getan. Auch da galt für mich schon -wenn auch wenig durchdacht – “Was soll schon passieren?”. Nervenkitzel und Neugierde waren ebenfalls Antrieb: Mit Kettcar, Skateboard oder Fahrrad möglichst schnell irgendwelche Abhänge hinunter heizen; in Parkgaragen und auf Baustellen herum schleichen. Gleichzeitig war ich auch nicht in Kreisen, in denen wir uns gegenseitig etwas beweisen mussten oder Aufgaben zwecks Zugehörigkeit zu erfüllen hatten.

Mutlos

Also mein Fazit bleibt. Für alles, was ich mache, habe ich andere, größere Antriebe als Mut. Und da, wo ich nach Betrachtung und Überlegung zum Schluss komme, dass die Gefahr zu groß ist, da bringe ich nicht genug Mut auf ihr zu trotzen.

Mir fehlt allerdings die konkrete Erfahrung wirklich herausgefordert zu sein. Ich weiß nicht, ob ich Zivilcourage aufbringen würde, ob ich mich (spontan) in Gefahr bringen würde, um jemandem zu helfen, jemanden zu retten. So groß der Gewinn für die persönliche Entwicklung auch sein mag, hoffe ich natürlich nicht in so eine Situation zu geraten.

Ich glaube mein Ansatz besteht grundsätzlich darin, für mich selber, aber auch bei anderen, die Angst und Gefahr zu schwächen und zu reduzieren anstatt Mut zu machen.

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